Im August durfte ich mehrere WENDO Kurse für Frauen mit Behinderung* als Trainerin und Co Trainerin leiten und begleiten. Die Kurse wurden für Frauen aus Werkstätten und Einrichtungen für behinderte Menschen ausgeschrieben und teilweise auch in den Seminarräumen der Werkstätten durchgeführt. Es nahmen jeweils 10 Frauen an jedem Kurs teil. Die Frauen meldeten sich freiwillig zu den WENDO Kursen an. Freiwilligkeit ist eins der obersten Prinzipien im WENDO. Jede Frau weiß am besten über sich bescheid und kann selbst entscheiden was ihr gut tut und was nicht. Bereits schon in der Vorbereitung und Ausschreibung von WENDO Kursen liegt mir sehr viel daran, das Prinzip der Freiwilligkeit mit Organisator*innen von WENDO Kursen abzusprechen. Frauen oder Mädchen sollen nicht zu WENDO Kursen gedrängt werden, so nach dem Motto: „Geh da mal hin, das tut dir gut.“ Gut gemeint ist nicht immer gut.
Gerade Frauen in Einrichtungen erleben ihren Alltag streng reglementiert und mit wenig Entscheidungsspielraum zur Gestaltung ihres Lebens. WENDO unterstützt Frauen mehr Handlungskompetenz und Sicherheit zu erlangen und das Prinzip der Freiwilligkeit ist ein erster Schritt in diese Richtung.

Zeitlicher Rahmen
Die Kurse fanden jeweils an 2 aufeinanderfolgenden Tagen statt und ermöglichten so ein intensives Arbeiten miteinander. Die Chance WENDO an mehreren Tagen zu üben und zu trainieren bietet viel Raum für Wiederholungen und Phasen der Reflexion. So konnte Gelerntes verinnerlicht und offene Fragen geklärt werden. Ein Arbeiten in langsamen Tempo mit vielen Wiederholungen bot uns eine Menge Raum um tiefer in die Thematik einzusteigen.
Frauen mit Behinderung sind stärker von Gewalt betroffen.
Vor dem Hintergrund das Frauen mit Behinderung stärker von Gewalt und sexualisierter Gewalt betroffen sind, als nicht behinderte Frauen, und weniger unterstützende und stärkende Angebote in der Gesellschaft vorfinden, bieten WENDO Kurse eine wichtige Ressource für Frauen mit Behinderung.
„Sie seien doppelt so häufig betroffen wie nichtbehinderte Frauen. Die vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend geförderte repräsentative Studie „Lebenssituation und Belastungen von Frauen mit Beeinträchtigungen und Behinderungen in Deutschland“ bestätigt die hohe Gewaltbetroffenheit. Frauen mit unterschiedlichen Behinderungen waren im Lebensverlauf allen Formen von Gewalt deutlich häufiger ausgesetzt als Frauen im Bevölkerungsdurchschnitt.“ (Zitat, Weibernetz)

Mir ist es wichtig in meinen WENDO Kursen Hintergundinformationen zu Gewalt und sexualisierter Gewalt zu vermitteln. Die Frauen haben oftmals unzureichendes Wissen über sexualisierte Gewalt oder können diese nicht als solche erkennen oder benennen.
Der Begriff sexualisierte Gewalt und dessen Bedeutung wird Teilnehmerinnenabhängig durch den Einsatz spezieller Materialien (kurze Texte, Bilder oder Comics) oder mit Hilfe von Visualisierungen, Methoden und Übungen aufgegriffen.
Wir besprechen gemeinsam was ist erlaubt und was ist verboten.
Erlaubt ist was beiden gefällt und alles was mir ein blödes und komisches Gefühl gibt, muss ich nicht mit machen.
Studien mit Opfern von sexualisierter Gewalt belegen, das die meisten Frauen schon vor dem Übergriff ein mulmiges oder komisches Gefühl verspürten. Der Bauch sagt: Halt hier stimmt etwas nicht!
Wir üben in Kursen dieses Gefühl wahrzunehmen, es ernst zu nehmen und auf das eigene Bauchgefühl zu vertrauen.
Was kann ich tun wenn ich ein komisches Gefühl habe? Ich versuche es ernst zu nehmen und die Situation zu beenden.
Wie ich eine unangenehme Situationen beenden kann oder klar und deutlich mein NEIN zum Ausdruck bringen kann üben wir gemeinsam in der Gruppe oder in Paarübungen.
Spiele und Übungen machen das Lernen leichter und nehmen dem ernsten Thema ein bisschen die Schwere. Frauen lernen neue Handlungsstrategien kennen, können diese ausprobieren und anwenden.
Auch belegen Studien, das Frauen die sich in welcher Form auch immer wehren, mehr Chancen haben davon zu kommen.
Auf Grundlage dieser Erkenntnis üben wir in den WENDO Kursen uns zu wehren, auf verbaler, nonverbaler und körperlicher Weise.
Z.B. wir üben laut zu sein, Stopp zu sagen, Körperausdruck …
Auch belegen Studien, das Frauen die sich, in welcher Form auch immer, wehren, mehr Chancen haben davon zu kommen.
Die Kurse sind in Zusammenarbeit mit der Frauenberatungsstelle in Magdeburg und dem Gleichstellungsamt organisiert wurden. Vielen Dank an dieser Stelle für die super Unterstützung an dieser Stelle.
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